Das Forschungsprojekt ENGITO
Um die Energiebereitstellung für Wärme- und Kälteanwendungen effizienter und nachhaltiger zu gestalten, wurde in den letzten Jahren in vielen Gebäuden moderne Anlagentechnik installiert. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die prognostizierten Einsparungen häufig nicht erreicht werden und diesbezüglich oft Optimierungspotential besteht. Das Forschungsprojekt ENGITO identifiziert technische und organisatorische Hemmnisse für den energieeffizienten Betrieb komplexer Heizungs- und Kälteanlagen. Umfangreiche Analysen in Berliner Nichtwohngebäuden verdeutlichen, dass Anlagen nur effizient betrieben werden können, wenn die Arbeitsbedingungen der zuständigen Akteure an die technischen Anforderungen angepasst werden, was bislang überwiegend vernachlässigt wird. Anhand der empirischen Befunde wird dargestellt, wie sich ungünstige organisatorische Bedingungen auf den Anlagenbetrieb auswirken. Es wird auf die Ursachen organisatorischer Probleme eingegangen und es werden Schlussfolgerungen für die Gestaltung geeigneter Organisationsstrukturen gezogen. Die Forschungsergebnisse werden vor dem Hintergrund des techniksoziologischen Ansatzes der sozio-technischen Systeme diskutiert.
Modell zum Einfluss der Arbeitsorganisation auf einen effizienten Anlagenbetrieb.
komplexe Anlagen als sozio-technische Systeme
Den theoretischen Hintergrund des Projektes bildet der techniksoziologische Ansatz der sozio-technischen Systeme, nach dem Arbeitssysteme aus technischen und sozialen Teilsystemen bestehen, die sich wechselseitig beeinflussen.[1] Bezogen auf den Projektkontext umfasst das technische Teilsystem die komplexen Wärme-bzw. Kälteanlagen, die Gebäudeleittechnik, von den Beschäftigten genutzte Werkzeuge (u.a. auch Software) sowie von den Akteuren innerhalb der Liegenschaften definierte Anforderungen und Formalitäten wie z.B. Arbeitszeitregelungen. Das soziale Teilsystem besteht aus den Organisationsmitgliedern, die auf unterschiedlichen Ebenen für die Anlagen zuständig sind (z.B. hinsichtlich der Planung, des Managements, der Überwachung des Betriebs oder der Reparatur und Wartung) sowie den Gebäudenutzer*innen. Weiterhin zählen zum sozialen System die informellen Beziehungen der Organisationsmitglieder, ihre fachlichen Kompetenzen, Interessen und Bedürfnisse sowie der tatsächliche Umgang mit den Regelungen, der in der Praxis durchaus von den formalen Festlegungen abweichen kann. Im Rahmen des Projektes wird davon ausgegangen, dass Hemmnisse für einen energieeffizienten Anlagenbetrieb nur hinreichend erkannt und Optimierungen nur erfolgreich und nachhaltig umgesetzt werden können, wenn beide Teilsysteme in ihrem Zusammenwirken betrachtet werden. D.h. vor allem, dass bei der Umsetzung technischer Optimierungsmaßnahmen organisatorische Aspekte und Rahmenbedingungen berücksichtigt werden und an veränderte technische Anforderungen angepasst werden müssen.
Technische Auswertung
Text zu Technik